Ein vorbildliches Heimatmuseum – das Erfatal-Museum in Hardheim

Vortrag gehalten 1994 bei der Verleihung des Hauptpreises im Wettbewerb „Vorbildliches Heimatmuseum“ des Arbeitskreises Heimatpflege Nordbaden / Regierungsbezirk Karlsruhe e.V an das  Erfatal-Museum Hardheim.
Gedruckt in:
Hierzuland. Badisches und anderes von Rhein, Neckar und Main 9 (1994) Heft 19, S. 30 ff.;
Museumsblatt. Mitteilungen aus dem Museumswesen Baden-Württembergs   (1995) Heft 16, S. 14-17

Wenn der Planer eines von der gestrengen Jury des Arbeitskreis Heimatpflege Nordbaden mit dem Prädikat „Vorbildliches Heimatmuseum“ ausgezeichneten Museums – dem Erfatal-Museum in Hardheim – über eben dieses Thema referieren soll, liegt die Gefahr einer weiteren Laudatio sehr nahe. Er könnte mit blumigen Worten schildern, welch vortreffliches, außergewöhnliches, wunderbares, spannendes, interessantes, fesselndes, begeisterndes – also vorbildliches – Museum auf Besucher wartet.  Aber das wäre erstens Eigenlob und würde zweitens am Thema vorbeigehen: es wäre zu einfach, das Hardheimer Museum zum allgemein gültigen Modell zu erheben und zu loben.  Die Frage muss vielmehr – etwas trockener – lauten: Was macht dieses spezielle Heimatmuseum vorbildlich?

I.

Bevor wir uns der Beantwortung dieser Frage zuwenden, ein Wort zum Begriff Heimatmuseum: Ein Heimatmuseum sollte sich zuallererst nicht dadurch von einem anderen Museum unterscheiden, dass die vorhandenen Exponate ungeplant, spontan, atmosphärisch, malerisch angeordnet werden. Solche „liebenswerten“ Museen hinterlassen beim Besucher allzu oft das Gefühl: „Nun ja, ganz nett, aber – das habe ich so schon oft gesehen.“

Und die jüngere Generation sieht sich in dieser Art von volkskundlichen Sammlungen oft allein gelassen: Wer – außer Museumsleuten, Heimat- und Volkskundlern – weiß beim Anblick eines unförmigen Holzkastens mit Kurbel, dass das eine Windfege oder Windputzmaschine, manchmal auch Windmühle genannt, ist? Und wer außer ihnen weiß gar um den Verwendungszweck des früher weit verbreiteten Gerätes?

Ein Heimatmuseum – und das ist meine erste These – sollte sich nicht in der Form, sondern nur dem Inhalt nach von anderen Museen unterscheiden, und Anforderungen an große Museen in Bezug auf Didaktik und Präsentation gelten auch für Heimatmuseen.
Dies war auch eine der Prämissen in der Planung des Hardheimer Museums.

II.

Wie sehen diese Anforderungen aus?

Im Mittelpunkt eines Museums stehen die Exponate – sie werden hier gesammelt, aufbewahrt und der Forschung zugänglich gemacht. Sie sind jedoch auch der Grund, weshalb der Besucher ins Museum kommt.

Neulich habe ich bei uns im Museum aus einer Kiste mit der Aufschrift „Ohne musealen Wert“ einen kleinen Modell-Dachziegel gerettet. Solche Ziegel – in normaler Größe industrielle Produkte – gab und gibt es milliardenfach, und auch die Größe – vielleicht für eine Messe oder Ähnliches gedacht – begründet sicher keinen musealen Wert.

Dennoch ist gerade dies ein Exponat, das typisch ist für ein Heimatmuseum. Es kann eine Geschichte erzählen – in unserem Fall von kapitalistischem Unternehmer- und vielleicht auch etwas Abenteurertum, als in Hardheim 1909 eine „Ton- und Ziegelwerk GmbH“ gegründet wurde, um eine damals hochmoderne Ziegelei aufzubauen. Die Sache ging schief, schon nach wenigen Jahren wurde die Produktion eingestellt. Übrig blieben neben dem Gebäude einige wenige Ziegel mit der Aufschrift: „TON- & ZIEGELWERK HARDHEIM G.M.B.H.“

Diese Geschichte muss dem Besucher jedoch erzählt werden – und daraus folgt eine zweite These: Das Exponat an sich hat keinen oder wenig informativen Gehalt, und viele Exponate erregen vielleicht Staunen, sind aber auch beliebig (so wie sich in schlechten Technikmuseen lediglich Auto an Auto reiht).

Ein Exponat ist nicht Inhalt an sich, sondern kann unterschiedlich gelesen werden – ein Dreschflegel (und Heimatmuseen werden ja abwertend auch als „Dreschflegelmuseen“ karikiert) ist so zum einen ein Arbeitsgerät beim Dreschen von Getreide, zum Zweiten aber auch ein handwerkliches Produkt; drittens kann ein Dreschflegel Zeichen des Strukturwandels im ländlichen Raum sein („Vom Dreschflegel zum Mähdrescher…“), viertens ist er Bestandteil ländlichen Brauchtums (Dreschlieder) und schließlich – fünftens – womöglich gar Symbol des Bauernkriegs.

Diese Auslegung des Inhalts eines Exponats, seine Geschichte, muss vom Museumsmacher erzählt werden – mit Worten und mit Bildern, oder moderner: mit Hilfe verschiedener Medien.

Nehmen wir noch ein weiteres typisches Exponat dazu – eine Wäscheklammer. Für sie gilt das Gleiche wie oben; auch sie kann eine Geschichte erzählen.

Aber nun habe ich schon zwei Geschichten; und mit jedem weiteren Exponat kommt eine Episode hinzu, aus deren Gesamtheit im Museum ein Ganzes geformt werden muss: ein Museum braucht eine thematische Struktur, ähnlich wie ein Buch – es kann ein Roman sein oder ein Sachbuch, eine Sammlung von Kurzgeschichten oder ein Lesebuch, wichtig ist immer die Struktur, nach der sich die Inhalte (die Geschichten) gliedern.

Dies führt zur dritten These: Ein gutes Museum erzählt eine Geschichte, besitzt eine ausgearbeitete inhaltliche Struktur mit einem Anfang und einem Ende.

Dazu als Beispiel wieder das Erfatal-Museum in Hardheim: In einem ersten Planungsschritt wurden dort aufgrund der Exponate und anderer Voraussetzungen große Abteilungen gebildet – Geschichte, Weltraum, Handwerk, Landwirtschaft – und auf den Raum in systematischer Abfolge übertragen. Danach wurden in einem zweiten Schritt systematische Untereinheiten gebildet und in die Raumplanung einbezogen: für den Besucher – so ihn das interessiert – an jeder Stelle nachvollziehbar.

Ich erzähle dort also in weitem Bogen die Geschichte von Dorf und Landschaft von ihren Anfängen bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein, berichte dann vom berühmtesten Hardheimer in diesem Jahrhundert – Walter Hohmann, der als einer der Pioniere der Raumfahrt u.a. die Flugbahn zum Mond berechnet hat -, und widme mich dann der Geschichte des Handwerks und der Landwirtschaft in Hardheim. Diese verschiedenen Kapitel kann der Besucher in dieser Reihenfolge durchwandern, muss es jedoch nicht – er hat auch die Möglichkeit, seinen Weg selbst zu wählen.

Zur Auswahl und zur Strukturierung von Inhalten kann es kaum Empfehlungen geben. Im Vordergrund steht in unserem Fall die Heimatmuseum-typische Darstellung der Volkskultur vor allem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts – vor Einsetzen des Strukturwandels im ländlichen Raum; aus dieser Zeit stammt wohl in den meisten unserer Museen die überwiegende Zahl der Exponate.

Wichtig scheint mir aber auch hier eine systematische Aufarbeitung der Exponate und eine systematisch klare Präsentation; der Besucher sollte – vergleichbar mit einem Buch – immer wissen, in welchem Kapitel er sich befindet. Er kann selbstverständlich einfach blättern, wenn er will; aber gerade dazu ist systematische Übersichtlichkeit Voraussetzung.

III.

Mir persönlich wird es immer unwohl, wenn ich in einem Museum vor einer Vitrine stehe, die viele Exponate der gleichen Art enthält, für mich als Laien nicht unterscheidbar – seien es alamannische Scheibenfibeln, barocke Monstranzen oder versteinerte Ceratiten aus dem oberen Muschelkalk.

Noch schlimmer: unterscheidbar werden die Exponate erst nach mühsamer Entzifferung von mit Schreibmaschine getippten Texten, die in fachwissenschaftlich geprägter Sprache die entsprechenden Kategorien spezifizieren.

Dies führt zur vierten und vielleicht wichtigsten These: Vorbildlich wird ein Heimatmuseum erst dann, wenn Gestaltung und Präsentation als didaktische Aufgabe begriffen werden.

Ich will damit nicht das inzwischen allzu oft und allzu gern kritisierte Wort vom Lernort Museum aufgreifen – es erweckt zu sehr das Bild des erhobenen Zeigefingers, der den Besucher zum besseren Menschen erziehen will.

Vielmehr: Ein Museum macht nur dann Sinn, wenn es dem Besucher etwas zu sagen hat. Und daraus folgt direkt die Frage: Wie muss etwas gesagt werden, damit es der Besucher auch versteht? Diese Frage muss immer wieder gestellt werden, gerade bei einer so komplexen Form der Informationsvermittlung wie im Museum.

Didaktische Planung heißt im Grunde, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, die die Präsentation und Gestaltung von Inhalten beeinflussen. Die Richtung der Planung ist in jedem Falle unterschiedlich; entscheidend bleibt, einen rational begründeten Weg zu finden.

Einen wichtigen Faktor bilden dabei die spezifischen Voraussetzungen eines Heimatmuseums. Hier muss als Erstes das angesprochene Publikum in den Blick kommen: Es ist im Falle des Heimatmuseums nicht sozial definiert – wie das beispielweise bei einem reinen Kunstmuseum doch weitgehend der Fall ist, wohin sich selten jemand aus der Unterschicht, und selten jemand ohne Schulabschluss verirrt -, sondern geographisch (mit Ausnahme der Kollegen von außerhalb, die ein vorbildliches Heimatmuseum kennen lernen wollen). Wir haben also kein sozial homogenes Publikum, sondern Besucher mit völlig unterschiedlichem Bildungsniveau und damit auch unterschiedlichen Wissensvoraussetzungen.

Wir müssen deshalb für unterschiedliche Gruppen auch unterschiedliche Angebote machen – sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf die benutzten Medien (so sind beispielsweise nur bestimmte Gruppen durch das Medium Text zu erreichen).

Als weitere Voraussetzungen geht auch die jeweils museumsspezifische Situation in die Planung ein: Wie sehen die vorhandenen Exponate aus? Wer ist Träger des Museums, und welche Vorstellungen hat er? Beide Punkte waren im Falle von Hardheim von großer Bedeutung; so weist die Sammlung des Museums einige ungewöhnliche Schwerpunkte auf (v.a. Exponate zur Geschichte der Weltraumfahrt), und ein weiterer Schwerpunkt – die umfangreiche historische Abteilung – geht auf einen Wunsch von Seiten des Trägervereins zurück.

Der zweite für die didaktische Planung entscheidende Faktor ist die Frage nach den Inhalten und den damit verknüpften Zielen, wobei sich die inhaltliche Struktur eines Heimatmuseums – wie oben ausgeführt – weitgehend aus den vorhandenen Exponate ergibt.

Empfehlungen hierzu kann es kaum geben; lediglich eine stärkere Spezialisierung scheint inzwischen anstrebenswert – also weg vom bunten Strauß an Themen, der letztlich in den meisten Heimatmuseen gleich ist, hin zu lokalen Besonderheiten, Schwerpunkten im Exponatbestand etc.

Ob Hardheim in diesem Zusammenhang Vorbild sein kann, entzieht sich meinem Beurteilungsvermögen; inhaltlicher Schwerpunkt ist jedoch durchgängig ein sozialhistorisch geprägter Blick auch auf Themen, die sonst häufig in verklärender Weise das Vergangene zur noch intakten Gegenwelt stilisieren. Beispiel: die unvermeidliche Schuhmacherwerkstatt, die in keinem Heimatmuseum fehlen darf. Oft wird ein Raum malerisch als Werkstatt eingerichtet, vielleicht ergänzt durch ein paar Fotos eines örtlichen Schuhmachers.

Unser Weg im Erfatal-Museum war etwas anders: die Präsentation der vorhandenen Exponate auf einem weißen Holzpodium vor weißlackierten Wänden – beides durchgängig im gesamten Museum – macht den Bruch deutlich zwischen dem Gestern und dem Heute; die zugehörige Text- und Grafikwand präsentiert neben einigen Exponaten, die die Entstehungsphasen eines Schuhs nachvollziehen, einen kurzen Text, in dem der Funktionswandel des Handwerks vom Produktions- zum Reproduktionsgewerbe thematisiert wird.

In diesem Zusammenhang drängt sich auch die Frage nach den Zielen, die man mit seiner Ausstellung verfolgt, in den Vordergrund; auch darüber sollte man sich klar werden, um im Planungsprozess nichts dem Zufall zu überlassen zu müssen.

Die letzte und vordergründig wichtigste Frage ist die nach dem Wie der Informationsvermittlung: Welche Medien kann und will man zu Vermittlung der Inhalte einsetzen?

In Hardheim wurde hierzu schon zu Beginn der Planung ein durchgängiges Medienkonzept entwickelt, in dem neben dem Exponat Texte verschiedener Ebenen sowie grafische Elemente in verschiedenen Funktionen Aufnahme fanden. Als glücklicher Umstand ist dabei zu werten, dass von einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt ab ein Grafiker – Burkard Pfeifroth aus Reutlingen – mit an der Planung beteiligt war, so dass inhaltliche wie gestalterische Gesichtspunkte gleicherweise berücksichtigt werden konnten.

Ein paar Anmerkungen zur Medienkonzeption, wie sie in Hardheim realisiert wurde:

Im Zentrum stehen selbstverständlich die Exponate – unter der Perspektive der Inhaltsvermittlung gleichfalls Medien, gleichgültig ob es sich um Originale, Kopien, Rekonstruktionen oder Modelle handelt. In Hardheim werden wie in jedem anderen Heimatmuseum vor allem Originale ausgestellt; es kann jedoch durchaus eine wichtige sinnliche oder ästhetische Funktion haben, Exponate nachzubilden. So wurden in Hardheim zwei wichtige mittelalterliche Urkunden in Originalgröße auf pergamentähnliches Papier gedruckt; der Besucher kann sie in die Hand nehmen und sinnlich die veränderte Art des Lesens und Schreibens nachvollziehen.

Gerade diese Art der Vermittlung sinnlicher Erfahrungen führt bei der Verwendung von Originalen zu einem Zielkonflikt: die Aufgabe des Bewahrens kann sinnliche Erfahrung verändern, verfälschen oder gar verhindern.

So muss ein wertvolles Gemälde wie die Mona Lisa im Louvre in Paris durch Panzerglas in einer Weise geschützt werden, dass vor lauter Panzerglas und Wachleuten das Gemälde selbst kaum noch sichtbar ist.

Jetzt fragen Sie sich, ob wir in Hardheim etwas derart Wertvolles haben? Natürlich nicht – aber auch bei typischen Exponaten aus Heimatmuseen zeigt sich dieser Konflikt. Nehmen wir als Beispiel die vorhin erwähnte Wäscheklammer, aus Holz gefertigt, sicher älter als hundert Jahre: Ein solcher Gegenstand ist in dieser Form kein Bestandteil unseres Alltags mehr, und wenn ich ihn unbeschädigt bewahren will, muss er ins möglichst klimatisierte, staubfreie Magazin.

In der Ausstellung kann ich ihn geschützt in eine Vitrine legen – und damit in eine ihm fremde Umgebung bringen, die zudem nichts über seine Verwendung aussagt.

Ich kann – wenn es entsprechend viele Exponate aus demselben Bereich gibt – eine Waschküche aufbauen und die Wäscheklammer darin irgendwo platzieren; die Waschküche und meine Wäscheklammer müssen dann aber vor den habgierigen Fingern schlecht erzogener Besucher geschützt werden, am besten durch eine weiträumige Absperrung.

Der sinnlichen Erfahrung zugänglich machen kann ich sie nur dann, wenn der Besucher freien Zugang hat (wobei sie natürlich vor unbefugter Mitnahme zu bewahren ist) – einen Entscheidung, die bei jedem Exponat gesondert getroffen werden muss.

Grundsätzlich folgt aus dem Vorstehenden, dass – immer in Abwägung mit der Aufgabe des Bewahrens – möglichst viele Exponate direkter Erfahrung zugänglich gemacht und in Kombination mit weiteren Medien – Texten und Bildelementen – zum Sprechen gebracht werden sollten.
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Und damit sind wir bei einem weiteren Medium, das auch im Museum zur Verfügung steht: dem Text. Die oft in theoretischen Diskussionen um die Museumsgestaltung geäußerte Textfeindlichkeit (Museum als Buch an der Wand) spricht nicht gegen ein Angebot an Texten, das der Besucher wahrnehmen kann, aber nicht muss.

Aber man sollte Textgestaltung und -aufbau mehr Mühe widmen, als das oft der Fall ist. Überhaupt ist beim Umgang mit Texten oft große Sorglosigkeit zu beobachten: Schreiben kann schließlich jeder, das lernt man schon in der 1. Klasse. Dass Textaufbau und -gestaltung jedoch nicht beliebig sind, sondern zur Erreichung des kommunikativen Zwecks bestimmten Regeln entsprechen sollten, wird häufig ignoriert.

Es können beispielsweise verschiedene Textebenen verwendet werden, die grafisch unterschiedlich gestaltet als solche zu erkennen sind – im Erfatal-Museum in Hardheim wird mit drei Textebenen gearbeitet: Primärtexte dienen der grundlegenden Darstellung, Sekundärtexte in kleinerer Schrift und farblich unterlegt präsentieren Quellen- und Zusatztexte, Materialien und Kommentare; schließlich ist jedem Exponat ein Exponattext beigegeben.

Ebenso wichtig wie die unterschiedliche Gestaltung verschiedener Textebenen ist der innere Aufbau der Texte: eine Überschrift sollte das Interesse des Besuchers wecken, der erste Abschnitt ähnlich wie im Journalismus schon den Kern der Aussage enthalten, während der Rest des Textes der Erweiterung und Spezifizierung des Gesagten dient. Auch erscheint es mir sinnvoll, die Sprache der Situation des Vorübergehens anzupassen – kurze und prägnante Formulierungen sind gegenüber Schachtelsätzen und wissenschaftlicher Terminologie eindeutig vorzuziehen.

Ähnliches gilt für bildhafte Elemente; auch hier sollten unterschiedliche Ebenen durch die Gestaltung unterstützt werden. So gibt es in Hardheim – neben alten Stichen, Originalfotos etc., die als Exponate gelten – auf der einen Seite darstellende bildhafte Elemente (Karten, Modellzeichnungen, Grafiken), auf der anderen Seite aber auch eine kommentierende Ebene: Burkard Pfeifroth hat hier mit lockerer und manchmal spitzer Feder eine Ebene gefunden, den oft allzu ernsten Ton der Darstellung zu relativieren, was immer wieder die Aufmerksamkeit der Besucher neu weckt.

(Ausgeklammert wurden in den vorliegenden Ausführungen die Rolle audio-visueller Medien – 1994 war die Entwicklung in diesem Bereich noch nicht absehbar – ebenso wie die Rolle von Museumsführern oder weitere Konzepte wie der Einsatz von Schauspielern: der Mensch als Medium.)

IV.

Die Realisierung der didaktischen Planung sollte alle diese Faktoren berücksichtigen und miteinander vermitteln, wofür es allerdings keine Patentrezepte gibt. Vielmehr muss gerade im Heimatmuseum jeweils ein eigener Weg gesucht werden, sollte eine auf die spezifischen Verhältnisse abgestimmte Planung gerade diesen spezifischen Verhältnissen möglichst gerecht werden.

Entscheidend ist dabei kaum, was geplant wird, sondern die Art und Weise, wie geplant wird: systematisches und explizites Vorgehen schafft Begründung wie auch Überprüfbarkeit im Planungsprozess für alle Beteiligten.

Lassen Sie uns das Gesagte in einigen Kernaussagen zusammenfassen:

1. Das Museum in einer auf den Besucher ausgerichteten Perspektive stellt eine komplexe didaktische Situation dar.

2. Die in dieser Situation wirksamen Faktoren – Voraussetzungen, Inhalte, Intentionen und Medien – sollten explizit gemacht und in die Planung einbezogen werden.

3. Daraus resultiert die Forderung nach einem systematischen Vorgehen als Grundlage einer erfolgreichen Museumsgestaltung.

Am Ende der Ausführungen angelangt sollte zumindest eines deutlich geworden sein: wie viel planerische Mühe und Sorgfalt auch das oft belächelte Heimatmuseum verdient, um es zu dem zu machen, worauf der Besucher Anspruch hat: zu einem vorbildlichen Heimatmuseum.